Wie das Rasenlabyrinth in Leipzig und die Natur uns auf innere und äußere Reisen einlädt
Ein leiser Ruf
Es begann mit einem leisen Ziehen in meiner Brust. Nicht laut, kaum spürbar – aber es war da. Ein Gefühl von Sehnsucht, das ich lange ignoriert hatte, weil der Alltag zu laut war. Doch eines Tages fand ich mich im Rasenlabyrinth in Leipzig wieder, die Welt schien stiller, klarer, ehrlicher. Der Weg vor mir war kein gerader. Er führte mich im Kreis, ließ mich verweilen und doch voranschreiten.
Manchmal rufen uns solche Orte. Nicht mit Worten, sondern mit einer stillen Einladung: „Komm. Gehe. Finde.“ Dieses Ziehen, das uns in Bewegung setzt, ist mehr als nur eine Laune. Es ist eine Einladung, den ersten Schritt auf einer Pilgerreise zu wagen – einer Reise, die uns nach außen und innen führt.
Rasenlabyrinth im Leipziger Sommer
Sehnsucht: Der Ursprung jeder Reise
Jede Pilgerreise beginnt mit Sehnsucht. Vielleicht ist es ein Gefühl von Stillstand, das uns nach Bewegung rufen lässt. Oder eine leise Frage, die uns in die Natur treibt, weil wir spüren, dass dort Antworten warten. Sehnsucht ist kein Mangel, sondern eine Brücke. Sie verbindet uns mit dem, was wir noch nicht kennen, aber in uns erahnen.
Das Rasenlabyrinth in Leipzig bietet einen Rahmen, dieser Sehnsucht Raum zu geben. Mit seinen gewundenen Wegen lädt es dazu ein, auf eine achtsame innere Reise zu gehen. Es braucht keine große Vorbereitung, keine Reise zu einem weit entfernten Ort. Alles, was nötig ist, ist der Mut, sich auf den Weg zu machen.
Fünf Zeichen, dass es Zeit für eine Pilgerreise ist
1. Du befindest dich in einer Zeit der Veränderung
Veränderung ist ein Übergang, ein Schwellenraum. Es gibt kein Zurück, aber auch noch kein klares Vorwärts. Vielleicht fühlst du dich wie ein Fluss, der plötzlich in einen See mündet – du bist in Bewegung, aber ohne Richtung.
Eine Pilgerreise – selbst ein Spaziergang durch ein Labyrinth – kann eine Brücke sein, um Übergänge bewusst zu erleben. Das Labyrinth feiert diese Schwellenräume: Du trittst ein, lässt Altes hinter dir und findest, vielleicht unerwartet, etwas Neues.
2. Dein spirituelles Leben fühlt sich stagnierend an
Wir alle haben Momente, in denen das Leben grau erscheint, als ob die Farben unserer inneren Welt verblasst sind. Eine Pilgerreise gibt dir die Möglichkeit, diese Farben neu zu entdecken.
Das Rasenlabyrinth kann zu einem Ort der spirituellen Erneuerung werden. Durch langsames, bewusstes Gehen – eine Art Gehmeditation – öffnet sich Raum für neue Perspektiven. Du kannst Rituale einbauen: eine Frage, die du mit jedem Schritt stellst, oder eine Affirmation, die du am Ziel des Labyrinths findest.
3. Du bist in einer Warteschleife
Warten kann lähmend sein. Doch es ist auch eine Zeit, in der etwas Neues entsteht. Pilgern lehrt uns, das Warten mit Absicht zu füllen.
Das Gehen im Labyrinth ist ein Sinnbild für das Warten: Du bewegst dich, aber nicht direkt auf dein Ziel zu. Stattdessen lernst du, den Weg selbst zu schätzen, statt nur auf das Ankommen zu hoffen.
4. Du hast etwas verloren und suchst nach Neuem
Verlust lässt uns oft orientierungslos zurück. Das Labyrinth bietet einen sicheren Raum, diesen Schmerz anzuerkennen, ohne in ihm zu verweilen.
In der naturbasierten Ergotherapie setzen wir oft einfache Rituale ein, um den Verlust zu verarbeiten. Ein Beispiel: Weißdorntee – eine Pflanze, die traditionell für das Herz steht – kann als Begleiter dienen. Nimm dir eine Tasse Tee mit ins Labyrinth, trinke ihn achtsam und lass ihn dich unterstützen, die Trauer loszulassen.
5. Du hast Fragen und suchst nach Antworten
Pilgerreisen sind keine Flucht, sondern eine Begegnung. Im Labyrinth stellen wir uns unseren Fragen – nicht, um sie sofort zu beantworten, sondern um mit ihnen zu leben.
Wie Phil Cousineau in The Art of Pilgrimage sagt: „Unsere Fragen sind der Kompass unserer Reise.“ Geh ins Labyrinth mit einer Frage, die dich beschäftigt. Sprich sie innerlich aus, während du den Weg gehst. Du wirst vielleicht keine direkte Antwort finden, aber oft eine Klarheit, die vorher gefehlt hat.
Labyrinth in Jena
Das Rasenlabyrinth im Leipziger Westen:
Ein Ort für deine Reise
Mitten in Leipzig, auf eine Wiese in Kleinzschocher, liegt ein Rasen- Labyrinth – ein Ort, der unaufdringlich und doch kraftvoll ist. Es wurde von Menschen geschaffen, die an die transformative Kraft solcher Wege glauben. Es ist offen für alle, kostenlos und zugänglich.
Tipps für deinen Besuch:
• Nimm dir Zeit: Geh nicht in Eile. Plane mindestens 30 Minuten ein.
• Bring ein Tagebuch oder eine Frage mit: Schreibe deine Gedanken auf, bevor oder nachdem du den Weg gegangen bist.
• Vertraue auf den Prozess: Du musst nichts „leisten“, um anzukommen.
erlaube dir Erwartungen zu haben- doch bevor du losläufst öffne dich und erlebe das Erlebnis. Es darf sich spielerisch und neugierig anfühlen- ein ernsthaftes erzwingen einer bestimmtem mystischen Erfahrung bringt meist Enttäuschung mit sich
Der erste Schritt
Jede Reise beginnt mit einem leisen Ja. Es ist das Ja zur Sehnsucht, das Ja zu deiner inneren Stimme, das Ja zu einer Welt, die Antworten bereithält – auch wenn sie nicht immer die sind, die wir erwarten.
Vielleicht rufst auch du eines Tages zurück: „Ich komme.“ Vielleicht ins Rasenlabyrinth in Leipzig. Vielleicht an einen Ort in dir, den du längst vergessen hast.
PS: Wenn du das Labyrinth näher erleben möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem Kurs am 29. Januar ein. Gemeinsam gehen wir den Weg des Labyrinths – achtsam, kreativ und mit Raum für deine eigene innere Reise.
Quellen und Literatur:
1. Cousineau, Phil: The Art of Pilgrimage: The Seeker’s Guide to Making Travel Sacred. Conari Press, 1998.
2. Heuertz, Phileena: Pilgrimage of a Soul: Contemplative Spirituality for the Active Life. InterVarsity Press, 2010.
4. Lee, Junghee: „The Healing Power of Walking Meditation in Nature: An Integrative Approach.“ Journal of Holistic Health, 2020.
5. Macfarlane, Robert: Landmarks. Hamish Hamilton, 2015.
Über die Autorin
Katharina Krause-Pysarczuk ist Ergotherapeutin und begleitet Menschen zu mehr Ruhe, Selbstfreundschaft und einem achtsamen Umgang mit Hochsensibilität.
Mit kreativen und achtsamen Methoden ermutigt sie feinfühlige Menschen, ihre Sensibilität als Stärke zu erkennen und dem Druck der Leistungsgesellschaft mit innerer Klarheit zu begegnen. Ihre Angebote laden dazu ein, Entspannung und Selbsterkenntnis als festen Bestandteil des Alltags zu verankern.