Overthinking verstehen: Der schützende Mechanismus des Körpers und Wege zur Selbstfreundschaft

Jeder und jede von uns kennt es: das endlose Gedankenkarussell, das sich schwer stoppen lässt. Oft wird Overthinking als Belastung empfunden – als etwas, das uns blockiert und uns vom Handeln abhält. Doch was wäre, wenn wir das Grübeln aus einem anderen Blickwinkel betrachten? Was, wenn es eigentlich eine Schutzreaktion unseres Körpers ist, die uns vor wahrgenommenen Bedrohungen schützen soll?

In diesem Artikel möchte ich dir helfen, Overthinking als eine sinnvolle Reaktion zu verstehen und dir Wege aufzeigen, wie du mit Mitgefühl und Selbstfreundschaft aus dieser Spirale aussteigen kannst.


Was ist Overthinking?

Overthinking ist, wenn unsere Gedanken immer wieder um dasselbe Thema kreisen, oft ohne dass wir eine Lösung finden. Es ist wie das endlose Scrollen durch das gleiche Szenario, immer auf der Suche nach einer Antwort, die sich einfach nicht zeigt. Die psychologische Definition beschreibt Overthinking als eine ständige gedankliche Wiederholung von Problemen oder negativen Szenarien – oft begleitet von Sorgen oder Grübeln.

Overthinking zeigt sich in vielen Bereichen unseres Lebens: in Beziehungen, wenn wir uns fragen, ob wir etwas falsch gemacht haben; in der Arbeit, wenn wir stundenlang über jede Entscheidung nachdenken; oder in unserer Gesundheit, wenn wir ständig mögliche Symptome analysieren.

Studien zeigen, dass Overthinking Stresshormone erhöht, die Schlafqualität beeinträchtigt und sogar zu ernsthaften körperlichen Beschwerden führen kann, wie Nackenschmerzen oder Verspannungen.


Overthinking als Schutzmechanismus des Körpers

Warum überdenken wir überhaupt? Unser Gehirn ist darauf programmiert, Probleme zu lösen – es sucht immer nach Kontrolle und Sicherheit, besonders in stressigen oder unsicheren Situationen. Evolutionsgeschichtlich gesehen war dieses Verhalten überlebenswichtig. In der Steinzeit sicherte das frühzeitige Erkennen von Bedrohungen das Überleben, und auch heute reagiert unser Gehirn auf Stresssituationen, als wären es unmittelbare Gefahren.

Overthinking ist eine moderne Form dieser Überlebensmechanismen: Das Gehirn versucht, jede mögliche Gefahr zu durchdenken, um sich auf alles vorzubereiten. Diese Art des "mental geplanten" Überlebens kann jedoch zu einer Überlastung führen.


Biodynamische Körperarbeit sieht den Körper als ein zusammenhängendes System, in dem mentale Spannungen auch körperliche Reaktionen hervorrufen können. Wenn wir überdenken, geraten unser Nervensystem und unser Körper in einen Zustand der Daueranspannung. Hier kann biodynamische Körperarbeit helfen: Sie arbeitet mit Craniosacral- und viszeralen Techniken, um das Nervensystem zu beruhigen und Spannungen abzubauen.

Selbstfreundschaft: Der Weg aus dem Overthinking

Inmitten des endlosen Grübelns kommt oft der innere Kritiker zum Vorschein – dieser unbarmherzige Teil von uns, der uns sagt, dass wir nicht gut genug sind oder dass wir mehr tun müssen. Doch genau hier setzt die Selbstfreundschaft an. Statt gegen den inneren Kritiker zu kämpfen, lernen wir, ihm mit Freundlichkeit zu begegnen.

Perfektionismus ist ein häufiger Begleiter des Overthinkings. Der Drang, alles perfekt zu machen, heizt das Grübeln an. Wir denken: „Wenn ich nur mehr nachdenke, kann ich den perfekten Weg finden.“ Doch genau dieser Anspruch verstärkt das Gefühl der Unzulänglichkeit.



Der Zusammenhang von Overthinking und Perfektionismus

Perfektionismus ist der Nährboden für Overthinking. Der Wunsch, alles richtig zu machen, führt dazu, dass wir immer wieder überdenken, was sein könnte oder was hätte sein sollen. Es ist diese Angst vor Fehlern, die uns in der Spirale des Overthinkings gefangen hält. Perfektionismus ist letztlich eine Schutzstrategie gegen das Versagen – aber der Preis dafür ist hoch.

Stell dir vor, du bereitest dich auf ein wichtiges Gespräch vor. Du überlegst dir jedes mögliche Szenario, versuchst, jede Antwort zu durchdenken. Doch anstatt dich vorzubereiten, fühlst du dich überfordert, weil du nie sicher sein kannst, ob du wirklich „alles“ bedacht hast. So entsteht eine endlose Schleife.



Wege aus dem Overthinking

Wie kommen wir aus dieser Gedankenspirale heraus? Es gibt mehrere Ansätze, die dir helfen können, Overthinking zu reduzieren:

  • Achtsamkeit: Sich bewusst auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, kann das Gedankenkarussell stoppen. Es geht darum, den Gedanken Raum zu geben, ohne sich in ihnen zu verlieren.

  • Schnelle Entscheidungen treffen: Das Aufschieben von Entscheidungen verstärkt das Grübeln. Oft kann eine intuitive Entscheidung helfen, den Kreislauf des Überdenkens zu durchbrechen.

  • Externe Unterstützung: Gespräche mit einer Vertrauensperson oder eine therapeutische Begleitung können helfen, Perspektiven zu sortieren und aus dem gedanklichen Wirrwarr herauszukommen.

  • Biodynamische Körperarbeit: Überdenken führt häufig zu körperlichen Spannungen. Biodynamische Techniken unterstützen den Körper dabei, loszulassen und in einen Zustand der Ruhe zu kommen.

  • Erholung und Schlaf: Überdenken raubt uns Energie. Ausreichender Schlaf und bewusste Pausen helfen, das Gehirn zu entlasten und die Gedankenspirale zu durchbrechen.

Studien zeigen, dass Achtsamkeit und Selbstmitgefühl effektive Techniken sind, um Overthinking zu reduzieren und den Geist zu beruhigen.

Erholung als Schlüssel zur mentalen Gesundheit

Chronisches Overthinking führt nicht nur zu mentaler Erschöpfung, sondern hat auch körperliche Auswirkungen. Unser Körper und Geist brauchen regelmäßige Erholung, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Ohne bewusste Pausen und ausreichenden Schlaf kann Overthinking zu Burnout, chronischen Schmerzen und ernsthaften Erkrankungen führen.

Praktiken wie Yoga, Meditation und biodynamische Körperarbeit helfen, den Körper in einen Zustand der Regeneration zu versetzen. In der osteopathischen Arbeit wird das Nervensystem unterstützt, in einen Ruhezustand zu gelangen, sodass sich sowohl der Geist als auch der Körper erholen können.



Fazit: Warum es Sinn macht, sich zu fühlen, wie du dich fühlst

Overthinking ist eine natürliche Schutzstrategie des Körpers. Es zeigt uns, dass wir nach Kontrolle, Sicherheit und Perfektion streben – oft, um Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen. Doch dieser Kreislauf ist auch eine Einladung, hinzuschauen, freundlicher zu uns selbst zu sein und neue Wege zu finden.

Es macht Sinn, dass du dich so fühlst, wie du dich fühlst. Overthinking ist nicht dein Feind, sondern ein Zeichen, dass du auf der Suche nach Sicherheit bist. Durch Selbstfreundschaft, achtsames Handeln und die Unterstützung deines Körpers durch biodynamische Ansätze kannst du diesen Kreislauf durchbrechen und in einen Zustand der Ruhe und Erholung kommen.



Deine nächsten Schritte

Wann hast du zuletzt bemerkt, dass du überdenkst? Wie gehst du mit deinen inneren Ansprüchen um? Es ist an der Zeit, dir selbst die Freundlichkeit und Erholung zu schenken, die du verdienst.