Einfühlsamkeit als Überlebensmechanismus

Es gibt Menschen, die ihre Empfindsamkeit fast sichtbar tragen, wie eine hauchdünne Schicht über ihrer Haut. Vielleicht gehörst du auch dazu – jemand, der jede noch so feine Nuance der Welt um sich herum aufnimmt und oft sogar das Unausgesprochene spürt. Doch was auf den ersten Blick wie Verletzlichkeit wirkt, ist in Wahrheit eine Stärke. Diese Empfindsamkeit, die du in dir trägst, hat dich schon oft beschützt und dir Wege gezeigt, wo andere nichts gesehen haben.


Aber: Diese Fähigkeit bringt auch Herausforderungen mit sich. Als hochsensible Person ist es nicht einfach, den Erwartungen anderer gerecht zu werden und gleichzeitig für sich selbst da zu sein. Dieser Artikel ist eine Einladung, dich selbst auf eine neue Weise zu sehen und vielleicht erstmals zu erkennen, wie du dir – und damit auch anderen – gerecht wirst, indem du dich selbst in den Fokus rückst.


1. Die Prägung der Vergangenheit: Einfühlsamkeit als Überlebensmechanismus

Wenn du auf deine Vergangenheit zurückblickst, findest du vielleicht Momente, in denen du dich unverstanden gefühlt hast. Vielleicht waren es die Erwachsenen, die dich nicht in deiner Tiefe wahrgenommen haben, oder Freunde, die dein Mitgefühl als Schwäche gesehen haben. Damals hast du gelernt, dich anzupassen, und oft war es deine Empathie, die dir half, den richtigen Weg zu finden. Für viele hochsensible Menschen ist Empathie nicht nur eine Fähigkeit, sondern eine Art Überlebensstrategie, die sie durch die Herausforderungen des Lebens begleitet hat.

Doch wie so oft liegt in dieser Stärke auch eine Last. Die Fähigkeit, in die Gefühle anderer einzutauchen, erfordert immense Kraft. Es braucht Mut, sich dem Schmerz anderer zu stellen und mitzufühlen, wenn andere lieber wegsehen würden. Doch manchmal kommt dabei die Frage auf: Wer sorgt eigentlich für dich? Wer gibt dir das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden?



2. Der Kampf mit dem Vertrauen: Schwierige Beziehungen zu sich und anderen

Eine der größten Herausforderungen für hochsensible Menschen ist es, Vertrauen zu fassen – sowohl in andere als auch in sich selbst. Denn wenn man oft für andere da ist, kann das Vertrauen in die eigene Wichtigkeit verloren gehen. Die Unsicherheit, ob andere sich wirklich dafür interessieren, wie es einem selbst geht, oder ob man nur als “Helfer” geschätzt wird, kann tief sitzen.

Es kostet Mut, die eigenen Bedürfnisse zu zeigen und sich selbst Raum zu geben. Dabei kann es hilfreich sein, sich die Frage zu stellen: Wie oft stellen wir die Bedürfnisse anderer über die eigenen, in der Hoffnung, Anerkennung und Wertschätzung zu finden? Und wie oft fühlen wir uns dabei verloren und ungehört?



3. Die Schattenseite der Empathie: Der Verlust des eigenen Ichs

In der Empathie für andere liegt die Gefahr, sich selbst zu verlieren. Wenn du immer für andere da bist, kann es leicht passieren, dass du deine eigene Identität und deine Wünsche aus den Augen verlierst. Deine Gedanken und Gefühle sind oft auf die Menschen um dich herum ausgerichtet, und dein eigenes Ich bleibt dabei im Schatten.

Es ist eine Herausforderung, sich zu fragen: Wer bin ich, unabhängig von den Bedürfnissen und Erwartungen anderer? Sich dieser Frage zu stellen, kann wie ein Schritt ins Unbekannte wirken, doch genau hier beginnt die Reise zur Selbstentdeckung. Denn du bist mehr als das, was du für andere tust oder fühlst.



4. Der Weg zur Selbstentdeckung: Sich selbst als wertvolle, eigenständige Person erkennen

Selbstfürsorge bedeutet, dass du dir die gleiche Empathie und Zuwendung schenkst, die du anderen gibst. Sie ist ein Akt der Selbstliebe und der Anerkennung deiner eigenen Einzigartigkeit. Indem du dir bewusst Zeit und Raum für dich selbst nimmst, schaffst du eine Basis, auf der du dich als eigenständige, wertvolle Person wahrnehmen kannst.

Diese Reise erfordert Geduld, doch es ist eine Reise zu deinem inneren Licht, zu der Person, die hinter all dem Mitgefühl und der Fürsorge für andere steckt. Es bedeutet, die eigene Stärke zu feiern und zu lernen, dich selbst für deine Bedürfnisse und Wünsche zu würdigen. Deine Empathie bleibt eine Gabe, doch sie darf auch für dich selbst da sein.




5. Selbstwert und innere Freiheit finden: Unterstützung, die einen wachsen lässt

Auf diesem Weg zur Selbstentdeckung wird es dir gut tun, Menschen zu finden, die dich unterstützen und bestärken, wenn du Prioritäten für dich selbst setzt. Die Leichtigkeit und Freiheit, die entsteht, wenn du für dich selbst einstehst und in deiner eigenen Mitte ruhst, kann unglaublich befreiend sein. Diese Menschen schätzen dich für das, was du bist, und nicht nur für das, was du für sie tust.

Um diese innere Freiheit zu nähren, kannst du dir konkrete Schritte überlegen: Schaffe dir einen ruhigen, sicheren Raum nur für dich, wo du deinen Gedanken nachgehen kannst. Nutze diesen Raum, um in deine innere Welt einzutauchen und dich selbst immer wieder neu zu entdecken – abseits der Erwartungen und Bedürfnisse anderer.




Fazit

Empathie ist eine Gabe, die Stärke und Tiefe in dein Leben bringt. Doch sie darf nicht bedeuten, dass du dich selbst vergisst. Der Weg zur Selbstentdeckung als hochsensible Person ist eine Reise, die dich zu einem tiefen Gefühl des Selbstwertes und der inneren Freiheit führt. Du bist mehr als deine Empathie – du bist eine einzigartige, wertvolle Person, die es verdient, sich selbst zu entdecken und zu lieben.

Feiere dein Licht, nicht nur das, was du für andere bist. Beginne, dich selbst in den Fokus zu rücken, und finde den Frieden in dir, der lange darauf gewartet hat, entdeckt zu werden.


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Über die Autorin


Katharina Krause-Pysarczuk ist Ergotherapeutin und begleitet Menschen zu mehr Ruhe, Selbstfreundschaft und einem achtsamen Umgang mit Hochsensibilität.

Mit kreativen und achtsamen Methoden ermutigt sie feinfühlige Menschen, ihre Sensibilität als Stärke zu erkennen und dem Druck der Leistungsgesellschaft mit innerer Klarheit zu begegnen. Ihre Angebote laden dazu ein, Entspannung und Selbsterkenntnis als festen Bestandteil des Alltags zu verankern.