Finde deinen persönlichen Thin Place

Hast du schon einmal den Begriff „thin place“ gehört? Vielleicht hat dir jemand von einer Pilgerreise erzählt, von einem Ort, der sie dem Göttlichen nähergebracht hat. Oder es war ein Moment – ausgelöst durch ein tiefes Gespräch, eine spirituelle Praxis oder den Aufenthalt in der Natur –, in dem sie sich dem Heiligen besonders nah fühlten.


Ein „thin place“ ist mehr als ein Ort. Es ist ein Augenblick, in dem der Schleier zwischen dem Gewöhnlichen und dem Transzendenten so dünn ist, dass das Heilige fast greifbar wird. Der Begriff stammt aus der keltischen Spiritualität, die die Natur als durchdrungen von göttlicher Präsenz sah. Für die alten Kelten waren „thin places“ nicht nur physische Orte, sondern auch Momente, die sie näher zu den Ahnen und dem Göttlichen führten.

Das Heilige ist dabei nicht an eine bestimmte Religion oder Tradition gebunden. In den zwölf Schritten der Anonymen Alkoholiker etwa, ist es bereits der zweite Schritt, eine „höhere Kraft“ – eine individuell empfundene, transzendente Quelle von Halt und Orientierung – anzuerkennen. Diese persönliche Definition des Heiligen kann in verschiedenen Formen erscheinen: als Natur, als Gemeinschaft oder als innere Weisheit, die uns auf unserem Heilungsweg begleitet.

Während manche dieser Orte seit Jahrhunderten Pilger anziehen, wie die Insel Iona in Schottland oder Lourdes in Frankreich, sind andere „thin places“ individuell geprägt – durch persönliche Erlebnisse und eine tiefe Verbindung mit dem Göttlichen. Egal, ob du in die Ferne reist oder in deinem Alltag nach heiligen Momenten suchst, du kannst „thin places“ bewusst in dein Leben integrieren. Hier sind drei Wege, wie du sie entdecken und bewahren kannst.



1. Finde deinen persönlichen Thin Place

Ein „thin place“ muss nicht spektakulär sein – oft ist es gerade das Alltägliche, das Heilige birgt. Vielleicht ist es ein Ort in der Natur, an dem du Ruhe findest, wie ein Park, ein Flussufer oder ein Garten. Es könnte auch ein stiller Platz in deinem Zuhause sein, an dem du dich mit dir selbst verbinden kannst.


Frage dich:

• Wo habe ich schon einmal das Gefühl gehabt, dass der Alltag für einen Moment durchscheinend wurde und ich etwas Größeres gespürt habe?

• Gibt es Orte, die mich immer wieder zu meiner inneren Wahrheit zurückrufen?


Es müssen nicht immer physische Orte sein. Starte mit “magischen” Augenblicken – wie tiefe Gespräche, das Gehen im Labyrinth oder die Zeit mit einer Tasse Tee und einem guten Buch –diese geben dir eine Blaupause wie sich der Ort, dein eigener „thin places“ anfühlt.



2. Besuche dein Thin Place regelmäßig

Ein Ort wird erst dann wirklich magisch, wenn du ihn zu einem Teil deines Lebens machst. Pilgerreisen zu berühmten Orten sind tiefgreifend, aber auch in deinem Alltag kannst du kleine Rituale schaffen, die dich immer wieder in deine „thin places“ führen.


Das kann ein täglicher Spaziergang in der Natur sein, ein wöchentlicher Besuch deines Lieblingsortes oder ein jährlicher Rückzug an einen Ort, der dich inspiriert. Diese regelmäßige Verbindung hilft dir, den Raum für das Heilige in deinem Leben offen zu halten und ihn zu einem Anker deiner inneren Reise zu machen.



3. Bewahre dein Thin Place mit Achtsamkeit

Dein „thin place“ ist ein heiliger Raum – eine Kathedrale für deine Seele. Es verdient deinen Respekt und deine Fürsorge. Das bedeutet, klare Grenzen zu setzen:

• Teile diesen Ort oder Moment nur mit Menschen, die deinen Zugang zum Heiligen respektieren.

• Behandle ihn mit der gleichen Ehrfurcht, die du einem heiligen Ort entgegenbringen würdest.

• Ein Qigong-Lehrer sagte einmal, dass wenn 50 Menschen gemeinsam Qigong praktizieren, die Wirkung auf den Einzelnen so kraftvoll ist, als hätte man die Übung 50 Mal allein gemacht. Wie schön und stark kann dann das Erlebnis sein, wenn 100 oder 300 Menschen einen Ort gemeinsam als heilig oder als „thin place“ betrachten und mit Achtsamkeit behandeln – die Wirkung potenziert sich hundertfach. Selbst wenn du dir einen vielbesuchten Ort ausgesucht hast, kannst du im Vertrauen sein, dass dies dein persönliches „thin place“ nicht entweiht. Die Kraft, die du diesem Ort gibst, bleibt bestehen.


Ein „thin place“ ist ein Zufluchtsort, ein Schutzraum, in dem deine wahre Essenz und das Göttliche aufeinandertreffen. Bewahre diese Heiligkeit, indem du ihn mit Dankbarkeit, Respekt und Hingabe pflegst.


Das Labyrinth als Thin Place

Das Rasenlabyrinth in Leipzig ist ein solcher Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Wenn du es durchwanderst, kannst du erfahren, wie der Weg dich nicht nur äußerlich führt, sondern auch innerlich verwandelt. Es lädt dich ein, innezuhalten, Fragen zu stellen und Antworten zu empfangen – in einer Tiefe, die nur „thin places“ offenbaren können.




Einladung zur Reise

Wenn du das Labyrinth und seine heilsame Kraft kennenlernen möchtest, lade ich dich herzlich ein, am 29. Januar meinen Online-Kurs zu besuchen. Gemeinsam schaffen wir Raum für deine „thin places“ – mit Achtsamkeit, Kreativität und dem Vertrauen, dass die heiligen Momente in uns allen leben.



Quellen:

1. Cusineau, P. The Art of Pilgrimage: The Seeker’s Guide to Making Travel Sacred.

2. Bradley, I. Celtic Christianity: Making Myths and Chasing Dreams.

3. McColman, C. The Big Book of Christian Mysticism: The Essential Guide to Contemplative Spirituality.