Angst ist ein Gefühl, das die meisten Menschen gut kennen. Sie tritt in den unterschiedlichsten Situationen auf – sei es vor einer Prüfung, einem wichtigen Gespräch oder sogar ohne klar erkennbaren Grund. Doch was, wenn Angst nicht einfach nur ein negatives Gefühl ist, das wir bekämpfen müssen? Was, wenn Angst in Wahrheit ein Alarmsignal unseres Körpers ist? In diesem Artikel möchte ich dir eine neue Perspektive auf Angst vorstellen und dir zeigen, wie du mit ihr umgehen kannst – nicht als Feind, sondern als Botschafter, der deine Aufmerksamkeit verdient.
Das Alarmsignal "Angst
Angst kann überwältigend sein, aber was ist sie eigentlich? Betrachte sie als einen Alarm in deinem Körper. Ein Alarmsignal, das dir sagt, dass etwas in deinem Inneren Beachtung braucht. Wenn wir von „meiner Angst“ sprechen, identifizieren wir uns häufig zu sehr mit diesem Gefühl. Doch der kleine Perspektivwechsel, von „Ich habe Angst“ zu „Ich fühle einen Alarm“, kann einen großen Unterschied machen. Diese Wortwahl distanziert dich von der Angst und lässt dich eine beobachtende Rolle einnehmen, die es dir ermöglicht, klarer zu erkennen, was hinter diesem Gefühl steckt.
Die Sprache, die wir verwenden, beeinflusst unser Denken und Fühlen enorm. Wenn wir den Begriff „Alarm“ statt „Angst“ nutzen, verschiebt sich der Fokus von einer lähmenden Emotion hin zu einem Alarmsystem, das uns helfen will, auf etwas Wichtiges aufmerksam zu machen.
Trennungsangst: Die wahre Ursache jeder Angst
Laut Dr. Russell Kennedy liegt die Ursache jeder Angst in Trennungsangst. Das bedeutet, dass unsere Angst oft aus einem Gefühl der Trennung entsteht – sei es die Trennung von einem geliebten Menschen, von unserer inneren Sicherheit oder sogar von uns selbst. Stell dir vor, ein kleines Kind steht vor dir und sagt, dass es Angst hat. Was würdest du tun? Instinktiv würdest du es in den Arm nehmen, mit sanfter Stimme zu ihm sprechen und ihm das Gefühl geben, in Sicherheit zu sein. Doch wie reagierst du, wenn du selbst diesen Alarm in dir spürst?
In solchen Momenten ist es entscheidend, dich selbst auf die gleiche Weise zu beruhigen. Erkenne, dass hinter deiner Angst oft ein Gefühl der Trennung steckt, sei es von deiner inneren Ruhe oder von deinem Selbstvertrauen.
Fühlen statt Denken: Den Alarm im Körper wahrnehmen
Eine der häufigsten Reaktionen auf Angst ist, dass wir in den Kopf gehen und anfangen, sie zu überdenken. Wir analysieren, warum wir uns so fühlen, versuchen Lösungen zu finden oder projizieren in die Zukunft. Doch oft führt uns das tiefer in die Angst hinein. Ein effektiverer Weg ist, in den Körper zu gehen und den Alarm auf der körperlichen Ebene wahrzunehmen. Denn „Angst im Körper heilen, heilt!“
Wenn du den Alarm fühlst, nimm dir einen Moment, um ihn wirklich zu spüren, anstatt ihn zu bekämpfen. Dieser Alarm ist ein Ruf nach Liebe und Zuwendung. Indem du deinem Körper Beachtung schenkst, anstatt dich in Gedankenspiralen zu verlieren, beginnst du, die tieferliegende Ursache der Angst zu heilen.
Methoden zur Beruhigung des Alarms
Es gibt zahlreiche Techniken, um mit Angst umzugehen. Einige der wirksamsten sind:
- Mit der Angst sprechen: Stelle dir vor, du sprichst mit deiner Angst, so wie du mit einem ängstlichen Kind sprechen würdest. Sei beruhigend und sanft zu dir selbst.
- Entkatastrophisierungsübungen: Hinterfrage deine Ängste. Ist das Worst-Case-Szenario wirklich wahrscheinlich? Oder malt dein Verstand Katastrophen aus, die nie eintreten werden?
- Ankergedanken: Finde beruhigende Gedanken, die dir Sicherheit geben. Zum Beispiel: „Ich habe bereits schwierige Situationen gemeistert, und das schaffe ich auch.“
Doch auch wenn diese Methoden hilfreich sind, können sie manchmal an ihre Grenzen stoßen. Warum? Weil unser Verstand uns täuschen kann. Der Schlüssel liegt oft nicht im Kopf, sondern im Körper.
Der Körper als Schlüssel zur Heilung
Der Körper spielt eine zentrale Rolle bei der Heilung von Angst. Oft haben Menschen, die Angst empfinden, ein ambivalentes Verhältnis zur Liebe. Sie haben vielleicht in ihrer Kindheit gelernt, dass zu viel Nähe oder Liebe mit Schmerz verbunden ist, und haben unbewusst eine Grenze zur Liebe aufgebaut. Es ist wichtig, diese innere Blockade zu erkennen und sie nach und nach zu überwinden, indem du deinem Körper die Aufmerksamkeit und Zuwendung gibst, die er braucht.
Übung zur Beruhigung: Langes Ausatmen
Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung, um den Alarm zu beruhigen, ist das lange Ausatmen. Folge diesen Schritten:
1. Den Alarm im Körper lokalisieren: Spüre, wo der Alarm in deinem Körper sitzt. Ist es in der Brust? Im Bauch?
2. Einen sicheren Ort im Körper finden: Atme bewusst in einen neutralen oder sicheren Bereich deines Körpers ein und aus.
3. Hand auflegen: Lege deine Hand sanft auf den Bereich, wo der Alarm sitzt, und atme lange aus.
4. Mit beruhigenden Worten zu dir sprechen: Nutze einfache Sätze wie „Ich bin sicher“ oder „Bin ich in diesem Moment in Sicherheit?“ Das wiederholte Ausatmen und die beruhigenden Worte können den Alarm deutlich reduzieren.
Diese Technik ist besonders hilfreich, wenn du regelmäßig mit Stress, Überforderung oder sogar Panikattacken kämpfst. Sie ist auch für Menschen geeignet, die feinfühlig oder hochsensibel sind, da sie hilft, wieder in den Körper zu kommen und loszulassen.
Fazit: Austausch und Selbstverbindung
Dieser Prozess der Selbsterkenntnis und -heilung hilft dir, besser auf die Alarmsignale deines Körpers zu achten und sie zu regulieren. Es geht darum, die Angst nicht zu unterdrücken, sondern sie anzunehmen und mit ihr zu arbeiten. Der Weg zu innerem Frieden und Sicherheit beginnt damit, den Alarm als einen Teil von dir zu akzeptieren, der nach Liebe und Zuwendung ruft.
Ich lade dich ein, diesen Artikel mit Menschen zu teilen, die Angst in ihrem Alltag erleben. Vielleicht hilft er ihnen, ihre eigene Beziehung zur Angst zu hinterfragen und neue Wege des Umgangs zu entdecken.